Tourenberichte 2023

Dom 4'545m

Samstag-Sonntag, 22./23. Juli 2023


Tourenleitung: Sven / Fernando

Teilnehmer: 

Seilschaft 1: Sven Friedli, Annika Truffer, Florian Brantschen

Seilschaft 2: Fernando Guntern, Julika Groten, Susanne Biner

Seilschaft 3.: Fabian Imboden, Arndt Mielisch

Bericht: Arndt Mielisch

Fotos: Alle


Beginnen wir diesen Tourenbericht mit einem interessanten Rekord: Der Dom zeichnet sich dadurch aus, dass seine Normalroute ab Randa den grössten vertikalen Höhengewinn aller alpinen Viertausender aufweist. Für keine der 3150 Höhenmeter können mechanische Hilfen in Anspruch genommen werden – abgesehen von ein paar Fixseilen auf dem Weg zur Domhütte.

 

Beseelt von der Erwartung grosser Höhengewinne starten Fernando, Sven, Fabian und der Autor dieses Berichtes den Aufstieg zur Domhütte am Samstag um 13 Uhr. Bereits bei unserer Pause knapp oberhalb der Charles-Kuonen-Hängebrücke – wo wir auf Annika und Florian stossen – fliesst der Schweiss. Auf der zweiten Hälfte des Weges zur Domhütte geniessen wir die Via Ferrata vor der stolzen Pyramide des Weisshorns mit prächtigen Tiefblicken ins Mattertal. In sportlichen 2:45 Stunden ab Randa erreichen wir die Hütte.

 

Susanne und Julika, die kurz vor Tourenbeginn noch arbeiten mussten, steigen erst am späteren Nachmittag zur Domhütte auf. Alle anderen lädt der Nachmittag zum Sonnenbaden ein ... oder zum Repitieren des Ausbildungskurses ‘Gletscher’ vom Vormonat. Fabian erklärt sich bereit, die Spaltenbergung mit Schweizer und Kanadier Flaschenzug für Annika und Arndt noch zwei, dreimal durchzuspielen.

 

Nach einem schmackhaften Viergang-Menü und dem prächtigen Sonnenuntergang begeben wir uns in die kurze Nacht. Immerhin ist unser Zimmer ‘Dürrenhorn’ sehr bequem und bietet selbst unseren Rucksäcken genügend Platz.

 

 

Die ersten Wecker bimmeln um 2 Uhr, das Frühstück steht um 2:30 Uhr bereit. Kurz nach 3:00 Uhr begeben wir uns unter sternenklarem Himmel in die Stirnlampenprozession Richtung Festigletscher, über den uns Fabian entschlossen den Weg weist. Der Gletscher ‘zieht’ sich, dafür ist der Einstieg in die Wand des Festigrats im Morgendämmern leicht zu finden. Die kurze Kletterei bewältigen wir gut von unseren Seilführern gesichert. Dabei behalten wir die Steigeisen an, um so für den weiteren Routenverlauf bis zum Gipfel gerüstet zu sein.

 

Kurze Verschnaufpause auf dem Festijoch (3723m) unter einem wolkenlosen Himmel. Die umliegenden Gletscher glänzen bereits und kündigen einen schönen Bergtag an. Gerne wären wir dem Festigrat zum Gipfel gefolgt, doch dieser zeigt sich aper wie im Spätsommer. So bleibt uns nur der Normalweg. Und der führt zunächst hinunter zum Hohberggletscher.

 

Die zusätzlichen 60 Höhenmeter (das macht nun insgesamt 3210) tun der Motivation unserer Gruppe jedoch keinen Abbruch. Im Gegenteil: Der Gipfel ist schon zum Greifen nah! Ruhig und windgeschützt unter einem riesigen Gletscherbruch nehmen wir die Firnflanke vor dem Lenzjoch in Angriff, immer der Sonne entgegen. Doch statt wärmender Sonnenstrahlen erwartet uns ab etwa 4100m ein beissender Westwind. Wir wickeln uns in Daunen- und Windjacken und verzehren noch etwas Schoggi. Die letzte Stunde zum Gipfel ist eigentlich unschwierig, die Windböen geben dem letzten Aufschwung und dem Gipfelgrat dann aber schon eine gewisse Dramatik. Zwei andere Bergsteiger hatten wohl ihre Rucksäcke abgezogen und waren nun sichtlich bemüht, ihre sieben Sachen vor dem Wegfliegen zu bewahren...

 

Gegen 8:40 Uhr erreichen wir bei schönstem Sonnenschein den Gipfel, aber unsere Tourenleiter haben schon recht: Zum Picknicken ist es irgendwie zu kalt. Trotzdem versammeln wir uns für etwa 10 Minuten um das Gipfelkreuz herum (Susanne und Julika finden sogar einen netten Sitzplatz), denn Fernando hat eine digitale Plakette mitgebracht, die mit einem kleinen Draht am Fuss des Kreuzes zu befestigen ist. Und was ist das? Es ist das erste digitale Gipfelbuch des Doms. Ab sofort können sich die Bergsteiger hier per QR-Code einscannen, statt mit frierenden Fingern und zittriger Handschrift auf vereistem Papier zu schreiben.

 

Nun bleiben nur noch 3150m Abstieg, den gleichen Weg zurück. Zügig oder sogar leichtfüssig begeben wir uns wieder in den Windschatten des Lenzjochs und zum Fusse des Festijochs. Zum Glück ist der Firn noch einigermassen fest. Der Gegenanstieg zum Festjoch geht dann allerdings schon in die Beine. Vom Festijoch seilen wir uns in mehreren Etappen zum Festigletscher ab, und zwar ohne Tuber oder sonstige gängige Geräte, was einige Zeit in Anspruch nimmt und die geplante Mittagsrast verschiebt. Gegen 14 Uhr treffen wir auf der Domhütte ein und beschränken unser z’Mittag auf Getränke und diverse Rucksacküberbleibsel. Erschöpft aber überglücklich, den Dom bei einwandfreien Bedingungen erlebt zu haben, sonnen wir uns auf der Terrasse – bis uns der kalte Wind auch hier erreicht und in die Stube fegt.

 

Für alle, die hungrig geblieben sind (dazu zählen Julika, Susanne und Florian) gibts auf dem Weg nach unten zum Glück die Europahütte. Alle anderen Teilnehmer erreichen den warmen Talboden gegen 17 Uhr, Annika im Joggingtenpo sogar schon etwas früher.

 

Ja, der Dom ist ein Berg, der erlebt werden muss. Seine wahre Grösse offenbart er nur seinen Besteigern. Ein grosses Dankeschön an Fernando, Sven und Fabian, die mit uns eine super Gruppe gebildet und uns dieses Erlebnis ermöglicht haben.


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