Tourenleitung: Alfons Biner und Priska Thalmann
Bericht: Mirja Kronig
Teilnehmer: Renate Juche, Mirja Kronig, Annette Ovink, Priska Thalmann, Philipp Barman, Alfons Biner, Edi Biner
Seit langem stehen die Daten fettgedruckt in der Agenda. Die Route Gommer Höhenwege - Variante Alfons weckt Neugier. Vom 3. – 6. August 2020 machen die „Mattini“ das Goms unsicher. Die Vorfreude ist gross. Doch scheint uns der Wettergott nicht wohlgesinnt. Mit erhobenem Zeigefinger und düsterem Minenspiel sagen die Meteorologen ein Tief voraus, das nicht mehr so richtig hochkommen will. Edi’s Schlechtwetterphobie wird aktiv und infiziert Philipp. Fazit: die beiden Herren streiken bereits am ersten Wandertag.
3. August: Oberwald – Münster
Alfons nimmt die 4 Frauen unter seine Fittiche und auf geht’s. Die MGB bringt uns nach Oberwald. Beim Aussteigen lässt uns ein kalter Wind erschaudern. Dicke Wolken haben sich über die Bergspitzen gelegt und regengeschwängerte Nebelschwaden schleichen durch die Wälder. Mit einem Kaffee starten wir unsere Motoren und folgen einer breiten Forststrasse bis zum Waldrand. Ein Wegweiser zeigt an, dass wir uns nun auf dem Gommer Höhenweg befinden. In einem steten Auf und Ab führt uns der Pfad über knorrige Wurzeln, hohe Steinstufen, unzählige Bächlein, durch wilde Täler, blühende Wiesen und dichte Wälder. Unter uns ziehen die idyllischen Gommer Dörflein vorbei. Nach 28 Leistungskilometern winkt uns Münster entgegen. Nur ein Katzensprung trennt uns von unserer Unterkunft. Doch Alfons überredet uns zu einem Kapellenbesuch. Die „Stubenlänge“ entpuppt sich als eineinhalbstündige Wanderung. Münster rückt wieder in weite Ferne. Doch endet bekanntlich auch die längste Wanderung.
Im Hotel Croix d’Or et Poste in Münster werden wir von Edi und Philipp sehnlichst erwartet. Wir beziehen unsere Zimmer im geschichtsträchtigen Gebäude und lassen den Tag bei einem guten Tropfen Wein und einem hervorragenden 5-Gänger ausklingen.
4. August: Münster – Bellwald
Um 8.00 Uhr ist Frühstück angesagt. Ein Blick aus dem Fenster bestätigt die „Gut Wetter Prognose“.
Nach einer ausgiebigen Stärkung sind wir startklar und erreichen nach 150 Höhenmetern erneut den Gommer Höhenweg. Wieder führt uns der schmale Jojo-Weg durch traumhafte Natur. Gegen Mittag rückt die Wallibachhütte in unser Blickfeld. Hunger- und Durstgefühle steigern das Wandertempo.
Doch – oh Schreck! Fassungslos stehen wir vor der Tafel: „Heute geschlossen“. Glücklicherweise sind unsere Rucksäcke prall gefüllt mit Proviant. Wir nehmen auf der Terrasse der Wallibachhütte Platz und lassen uns die mitgeschleppten Köstlichkeiten munden. Nach der Mittagspause führt uns der Weg einen steilen Hang hoch. Das Vergiessen der Schweisstropfen lohnt sich. Wir erreichen ein Plateau mit einer atemberaubenden Fernsicht. Bald schon nähern wir uns Bellwald. Dort checken wir im Hotel Bellwald ein. Die Aussicht von den Zimmern ist grandios. Wir geniessen die wärmenden Sonnenstrahlen auf den Balkonen, treffen uns gegen 18.00 Uhr zum Apéro und lassen uns in der Abendstimmung kulinarisch verwöhnen.
5. August: Bellwald – Fiesch
Nach einem vorzüglichen Frühstück versammeln wir uns um 8.45 Uhr und marschieren los.
Wir verlassen Bellwald und finden uns auf einem schmalen Weg wieder, der sich in angenehmer Steigung durch saftige Wiesen schlängelt, bis wir eine kleine Ebene namens Schranni erreichen.
Alfons warnt uns vor dem nächsten Wegstück. Höchste Konzentration und Schwindelfreiheit sind angesagt. Ein schmaler Pfad, gesichert durch Stahldraht, schmiegt sich an hoch aufragende Felsen und gibt den Blick in die 200 Meter tiefer liegende Aschpi-Schlucht frei. An schwierigen Passagen erleichtern Eisentreppen den Abstieg, während quer über dem Weg liegende Baumstämme unsere turnerischen Fähigkeiten aktivieren. Nach diesem Erlebnisweg geniessen die einen den Gang über die Hängebrücke nach Titter, während die eine oder andere die Überquerung der Schlucht mit geschlossenen Augen bevorzugen würde. Bevor wir zur Burghütte weiterwandern, schenkt Alfons einen Geneppi ein und wir stossen auf den gelungenen Abstieg an. Wir erreichen die Burghütte über ein Gelände, das in früheren Zeiten vom Gletscher bedeckt war. Steinige Wege treffen auf grosse Steinplatten, die Dank Leitern und Treppen leicht begehbar sind. In der Burghütte stossen wir mit einem Weisswein an und geniessen die Walliserplatte mit hervorragenden regionalen Produkten. Gegen 13.30 Uhr setzen wir unsere Wanderung fort. Priska und Edi bevorzugen den Aufstieg Richtung Märjelensee – Fischeralp, während wir andern den Abstieg Richtung Glinguwasser unter die Füsse nehmen. Nach einer kurzen Rast wandern wir weiter und erschrecken uns an den Dinosauren Skulpturen bis wir die Laggera-Suone erreichen. Die Suone ist leider teils verfallen und nicht mehr begehbar. Deshalb folgen wir dem Wanderweg, der 20 Meter über der Suone nach Lax führt und steigen nach Fiesch ab. Wir belohnen uns mit einem Eisbecher und checken im Hotel Glacier ein. Dort ist ein Hochzeitsfest voll im Gange. Auch für uns ist ein Tisch reserviert und wir dürfen uns an Buffet und Grill bedienen. Natürlich darf ein guter Tropfen auch nicht fehlen. Satt und müde legen wir uns ins Bett und lassen uns von der Tanzmusik in den Schlaf wiegen.
6. August: Fiescheralp – Märjelen Stausee – Bettmeralp – Riederalp
Frühstück ist um 7.00 Uhr und um 7.45 Uhr Abmarsch. Wir geniessen die Morgenstimmung von der Gondel aus, die uns zur Fiescheralp transportiert. Oben angekommen, folgen wir dem Herrenweg, der am Fusse des Eggishorns den Hang quert und seinem Namen mehr als gerecht wird. Die Blicke schweifen über Berge, Plateaus, Alpen und Wälder bis in den Talgrund. Plötzlich wird der Weg schmaler und steiler und windet sich in weiten Serpentinen den Hang hinauf. Nach einer Wegbiegung ändert das Landschaftsbild. Wir erreichen eine kleine Ebene auf der ein Kreuz steht. Der Fieschergletscher und das Wannenhorn ziehen uns in ihren Bann. Die Bergwiesen weichen zurück; steiniges, unwirtliches Gelände drängt in den Vordergrund. Noch einmal wird es lieblicher und in einer Mulde eingebettet breitet sich der Märjelen Stausee aus. In der Berghütte am Ufer des Stausees bestellen wir Kaffee und Kuchen und lassen die Natur auf uns wirken.
Doch Alfons drängt zum Aufbruch. Ein grosses Wegstück liegt noch vor uns. Wir steigen einige Höhenmeter ab und prallen vor der Wucht des grossen Aletschgletschers zurück. Steinigem Gelände folgend erreichen wir einen sanften Wanderweg, der entlang des grossen Aletschgletschers den Hang quert. In der Ferne erkennen wir die Riederfurka. In flottem Schritt peilen wir sie an, werden aber plötzlich eines Besseren belehrt. Das letzte Wegstück ist gesperrt. Alternativ stehen der Aufstieg zum Bettmerhorn und die Rückfahrt zur Bettmeralp in der Gondel oder ein kurzer Aufstieg auf einen Grat und der Abstieg zur Bettmeralp via Bettmersee zur Auswahl. Wir entscheiden uns für die zweite Variante, steigen in steinigem Gelände hoch und wagen uns an den sehr steilen Abstieg zur Bettmeralp. Die Aussicht ist überwältigend und wir streben den Ufern des Bettmersees zu.
Eine lange Wanderung liegt hinter uns, Knie und Fusssohlen schmerzen und Durst macht sich bemerkbar. Wir gönnen uns eine „Bierpause“ und besteigen den Elektrobus, der uns zur Riederalp fährt.
Um 19.00 Uhr hat uns Zermatt wieder.
Vier unvergessliche Tage mit unbeschreiblichen Eindrücken liegen hinter uns. Ein grosser Dank an Alfons und Priska für die Organisation und allen „Mitstreitern“ für die tolle Kameradschaft.