Tourenberichte 2020

Walserwanderung in Graubünden

28. September - 3. Oktober 2020

Tourenleitung: Jakob Graven

Bericht: Barbara Studer

Teilnehmerinnen: Annette Steger, Priska Thalmann, Barbara Studer, Alfons Biner, Edi Biner, Philippe Barman


Eine Wanderwoche geprägt von starken Wetterkapriolen, was die tägliche Neuplanung der Wanderungen erforderlich machte. Hinzu kam ein Unfall des Tourenleiters Jakob Graven wenige Tage vor der Tour, so dass ihn Priska Thalmann in einzelnen Wanderungen vertreten musste.


28. September: Anreise via Davos nach Sertig Sand

Schon der Start in die Tour musste wegen des sehr frühen Wintereinbruchs um 3 Stunden verschoben und die Wanderung des ersten Tags abgesagt werden. Trotzdem macht sich die Gruppe frohgemut auf die lange Fahrt in die Gegend von Davos, wo wir am späteren Nachmittag zuerst die Unterkunft im Walserhaus in Sertig Sand beziehen, bevor wir uns in frisch verschneiter Landschaft auf den kurzen Spaziergang zum Wasserfall zuhinterst im Tal aufmachen.

Nach dem köstlichen Nachtessen entscheiden wir uns angesichts der Neuschneemengen für den nächsten Tag für ein geändertes Wanderprogramm.

 

29. September: Sertig Sand – Sertig Dörfli – Jakobshorn

Wir verzichten auf die Gratwanderung über die Tällifurgga und das Jatzhorn und steigen stattdessen unter der Leitung von Priska Thalmann von Sertig Dörfli der Flanke entlang hinauf zur Bergstation der Bahn aufs Jakobshorn. Im ersten Stück, das durch einen schönen Arvenwald führt, kommen wir gut voran und halten uns mit Schirm und Regenausrüstung den Nieselregen vom Leib. Oberhalb der Waldgrenze liegt der stark verwehte Neuschnee zwar  teilweise nur wenige Zentimeter hoch, andernorts aber ca. 1 Meter, so dass der Aufstieg ab 2000 m ü.M. zu einer anstrengenden Sache wird. Statt der geplanten 2 ½ bis 3 Stunden sind wir mehr als 4 Stunden unterwegs bis ans Ziel auf 2590 m ü.M. Das Mittagessen im Restaurant haben wir uns so redlich verdient. Auf dem Jakobshorn werden wir auch längst von Jakob und Philippe erwartet, die mit der Bahn auf den Gipfel gefahren sind. Gemeinsam fahren wir dann mit Gondelbahn und Postauto wieder nach Sertig Sand zurück und geniessen ein zweites Mal die ausgezeichnete Küche im Walserhaus.

Nach dem Nachtessen heisst es ein weiteres Mal abwägen, welche Wanderung am kommenden Tag möglich ist.

 

30. September: Sertig Sand – Äbirügg – Jatzmeder – Hauderalp - Monstein

Mit den Erfahrungen vom Vortag im Schnee entscheiden wir uns dafür, die geplante Wanderung durchs Ducantal und über die Fanezfurgga nach Monstein auszulassen und stattdessen die für den ersten Tag geplante Wanderung, aber in umgekehrter Richtung unter die Füsse zu nehmen. So machen wir uns, diesmal bei freundlichem und später sogar sonnigem Wetter auf den Weg der anderen Talflanke des Sertigtals entlang ums Rinerhorn herum über Äbirügg und die Bahnstation Jatzmeder Richtung Monstein. Am Anfang mehrheitlich durch Fichtenwald stiegen wir sanft auf bis sich kurz vor Äbirügg der Wald lichtet und die Sicht auf Davos und die umliegenden Täler freigibt. Da wir diesmal nicht ganz so hoch unterwegs sind wie am Vortag ist auch der Weg mehrheitlich schneefrei, so dass wir gut vorankommen und zwischendurch die herrliche Aussicht geniessen können. Die Mittagspause machen wir im Bergrestaurant Jatzmeder und wandern dann gut gestärkt weiter. Jakob und Alfons machen sich mit Bahn und Postauto auf den Weg nach Monstein. Offene Wiesen wechseln sich nun ab mit Wald und schneebedeckten Grünerlengebüschen. Unser Weg führt über Läidbachmeder und Hauderalp weiter dem Hang entlang, bevor wir dann noch ein steileres Stück Abstieg bis Monstein  hinter uns bringen. Im Hotel Ducan werden wir freundlich empfangen und sehr angenehm einquartiert. Nach einer ersten Stärkung mit dem frischen Monsteiner Bier, das gleich gegenüber unserem Hotel gebraut wird, geniessen wir noch die sonnigen Stunden am späten Nachmittag und erkunden das kleine Walserdorf mit den schönen Holzhäusern und den zwei Kirchen und treffen uns dann zum Apéro im Veltlinerstübli, bevor wir im Hotel Ducan ein feines Menü geniessen.

 

1. Oktober: Davos Monstein Dorf – Schmelzboden – Zügenschlucht – Bahnhof Davos Wiesen – Schönboden – Filisur

Auch die zweite geplante Wanderung oberhalb 2500 m ü.M. über das Büelenhorn müssen wir auslassen, da vor allem in der Höhe nach wie vor recht viel Schnee liegt. Um wenigstens noch die oberhalb Monstein gelegenen Walser-Alpsiedlungen zu sehen, machen wir uns vormittags auf eine kleine Runde von Monstein bis zur Inneralp auf 1877 m ü.M. auf. Nach der Rückkehr nach Monstein und einer kleinen Stärkung geht es dann an den Abstieg in die tiefe Schlucht, die der Fluss Landwasser zwischen Monstein und Davos Wiesen in die Kalkfelsen gegraben hat. Beeindruckend, dass die steilen Wiesen unterhalb Monstein nach wie vor gemäht werden. Nach dem kurzen aber steilen Abstieg folgen wir ab Schmelzboden dem breiten Fahrweg, der das erste Stück durch die Schlucht führt. Erst ab der Abzweigung beim Bärentritt wird der Weg wieder zu einem eindrücklichen Bergweg durch die Schlucht. Beim Bahnhof Davos Wiesen angekommen, gönnen wir uns eine kleine Stärkung und entscheiden, wie wir die Strecke fortsetzen wollen. Die Herren beschliessen, per Zug über den Wiesner Viadukt nach Filisur und von dort nach Bergün zu fahren. Die Damen hingegen wollen das herrlich sonnige und warme Wetter noch nutzen und die Wanderung  über den Schönboden bis nach Filisur fortsetzen. Dies aber nicht bevor wir die Männergruppe im Zug winkend verabschiedet haben. Eindrücklich ist der Wanderweg, der an der Seite der Bahngeleise über den Wiesner Viadukt führt und Tiefblicke auf das fast 90 m tiefer fliessende Landwasser ermöglicht. Danach folgt der idyllische Weg nach kurzem Aufstieg der waldigen Flanke bis zum Schönboden. Ab dort gilt es dann nur noch einen kurzen Abstieg nach Filisur zu bewältigen, so dass wir dank schwungvollem Tempo den Zug eine Stunde später besteigen und ebenfalls nach Bergün fahren. Dort können wir im Hotel Piz Ela ebenfalls unsere Zimmer beziehen. Das Wetter hat sich unterdessen völlig verändert und starker Wind treibt Regenwolken über den Himmel, so dass auch die Wanderung vom folgenden Tag neu geplant werden muss. Zuvor geniessen wir aber einmal mehr die feine Bündner Küche, diesmal ergänzt mit Pizza frisch aus dem Ofen.

 

2. Oktober: Bergün – Fahrt ins Val Tuors bis Tuors Chants, zu Fuss zurück bis Bergün

Nach einer stürmischen und regnerischen Nacht entscheiden wir erst beim Frühstück, welche Wanderung  das Wetter erlaubt. Da die Bahn auf den Darlux bei schlechtem Wetter nicht fährt, müssen wir die geplante Panorama-Wanderung sowieso auslassen. Stattdessen fahren wir mit dem Bus bis zur Endstation ins Vals Tuors und stärken uns dort zuerst mit einer Tasse Kaffee. Bei Nieselregen machen wir uns dann zu Fuss auf den Rückweg nach Bergün. Der Weg folgt teilweise der Hangflanke, dazwischen werden kurze Stücke der Strasse entlang zurücklegt, um dann wieder mehr dem Hang zu folgen. Eindrücklich ist vor allem, wie der Fluss Ava da Tuors und die steilen Schründe an den Talflanken den Talgrund immer wieder neu gestalten. Leider wollen sich in diesem wilden und wenig besiedelten Tal bei so schlechtem Wetter weder die Hirsche noch die Bartgeier zeigen.

Zurück in Bergün gönnen wir uns im Trockenen eine ausgezeichnete Mittagspause im Hotel und besichtigen am Nachmittag das Eisenbahnmuseum gleich beim Bahnhof. Eindrücklich, was dort alles zur Bündner Bahngeschichte gezeigt wird, so dass wir einen kurzweiligen Nachmittag verbringen. Einmal mehr schmeckt uns das wieder ausgezeichnete Abendessen im Hotel und tröstet uns über die gar kurze Wanderung hinweg.

 

3. Oktober: Rückreise Bergün – Zürich – Bern – Zermatt

Die Wetterprognose verheisst für den Samstag nichts Gutes und angesichts der Sturm- und Hochwasserwarnungen und der dicken Regentropfen, die auf Bergün prasseln, ziehen wir es vor, beizeiten die Heimreise anzutreten und die geplante Wanderung nach Filisur auszulassen. Vom Zug aus erblicken wir eindrückliche Wassermassen in den Flüssen und sind froh, am Trockenen zu sitzen und problemlos heimzureisen.


Wir haben eine schöne Landschaft, sehr angenehme Unterkünfte und gute Wege kennengelernt und wären gerne mehr zu Fuss unterwegs gewesen. Weil dies angesichts von Schnee und Regen nicht möglich war, haben wir umso mehr die Beisammensein in der Gruppe  genossen und so trotz allem eine schöne Woche zusammen verbracht.