Feuchter Nebel umhüllte das langsam aus dem Schlaf erwachende Zermatt als sich am 3. September 2018 morgens um 7.00 Uhr 8 SAC-LER auf dem Taxistand einfanden. Erwartungsvoll stiegen wir ins wartende Taxi Fredy, welches uns zur Wintrigmatte auf die Wasenalp oberhalb Rothwald fahren sollte. Nach kurzer Wegstrecke gesellte sich in Täsch noch Marianne zu uns und vervollständigte das Wanderteam des ersten Tages.
Kurz nach der Kaffeepause in Rothwald erreichten wir über eine enge, kurvenreiche Strasse die Wintrigmatte – den Ausgangspunkt unserer Wanderung. Einem Feldweg entlang steuerten wir den Wald an, dem verbissene Rennläufer, die uns keines Blickes würdigten, „entsprangen“. Mit der Hoffnung im Gepäck, dass wir uns nach drei Tagen entspannter präsentieren können, harrten wir der Dinge, die da kommen sollten.
Auf schmalen Weglein, die sich durch Heidelbeerstauden schlängelten, näherten wir uns einem karg bewachsenen Steilhang, nach dessen Querung uns Moränengelände erwartete. Unser Weg führte weiter über Geröll und Schneefelder und endete jäh an einer hoch aufragenden Felsenwand, über der eine stolze Fahne im Winde flatterte. Argwöhnisch beaugapfelten wir die am Felsen befestigten Eisenstufen, die uns den Aufstieg zur Furggubäumlicke ermöglichen sollten. Doch – eine kleine Stärkung und schon schafften alle dieses artistische Kunststück.
Auf der Furggubäumlicke - 2686 m – bewunderten wir das tolle Panorama, prosteten uns zu und genossen mitgeschleppte Köstlichkeiten aus dem Rucksack. Tief unter uns, auf italienischem Staatsgebiet, hütete ein Hirte seine grosse Schafherde, während der weisse Schutzhund, der seine Aufgabe sehr ernst nahm, ein Rudel Steinböcke direkt vor unsere Kameras trieb. Mit Leichtigkeit bewältigten wir den steilen Abstieg und liefen bald einmal dem „Troll“ (Ingema) in die Arme, der die nächsten zwei Tage mit von der Partie sein sollte. Je näher unser Tagesziel die Alpe Veglia - 1744m - rückte, desto lieblicher, grüner und flacher präsentierte sich das Gelände. Wir ergötzten uns an den Naturschönheiten und sehnten uns gleichzeitig nach einem kühlen, erfrischenden Gläschen Bier. Das Abendessen im Albergo della fonte mundete allen sehr gut. Danach legten wir uns früh schlafen.
Am Morgen des 4. Septembers starteten wir um 8.30 Uhr von der Alpe Veglia, um nach der Überquerung zweier Pässe, pünktlich zum Abendessen die Alpe Devero - 1644m - zu erreichen. In einer ersten Etappe stiegen wir im Schutze des Waldes hoch, durchquerten saftige Alpweiden und näherten uns bald einmal einem steinigen Pfad, welcher uns zum Passo di Valtendra – 2431m – führen sollte. Auf der Passhöhe angekommen, liess uns das atemberaubende Panorama, die Mühen des Aufstieges vergessen.
Nach einer Pause setzten wir unsere Tour auf einem leicht absteigenden Weg, der einen steilen Hang querte, fort. Urplötzlich stieg der Weg wieder an und wir erklommen den Passo Scatta d’Orogna - 2401 m - . Einmal mehr überwältigte uns das Panorama. Wir „lagerten“ uns und liessen uns die Verpflegung munden.
Schwarze Wolken brauten sich über den Gipfeln zusammen und wir nahmen den Abstieg unter die Füsse. Steile Bergwege mündeten in einladende Ebenen, versteckten sich in Heidelbeeren und verblühten Alpenrosen, erholten sich auf der Alpe Buscagna, führten am Schwarzsee vorbei, legten sich unter knorrige Wurzeln und entliessen uns schlussendlich in die grüne Weite der Alpe Devero – 1644m – unserem Tagesziel. Wir liessen uns kulinarisch verwöhnen und legten uns früh aufs Ohr.
Am 5. September sollten wir Italien wieder den Rücken kehren und über den Geisspfad – 2473m – (Passo della Rossa) zurück in die Schweiz gelangen. Über einen steilen Waldweg erreichten wir felsiges Gelände, das an einer steilen Felswand endete. Ein rotweisser Markierungspfeil zeigte hoch über unseren Köpfen direkt auf eine Eisenleiter, die am Fels befestigt war. Den Kopf im Nacken – mit offenem Mund - schätzten wir die Situation ein. Wir einigten uns bald. Die Devise lautete: Augen zu und durch!
Kaum war die Leiter erklommen, führte ein schmales Felsenband zu einer Eisenkette, an der wir uns einen Felsvorsprung empor rangelten. Nach einer kurzen Demonstration unserer Kletterkünste, standen wir auf einem Meer riesiger Steinsbrocken. Wir balancierten von Stein zu Stein und unerwartet breitete sich vor uns ein Bergsee aus, der zum Verweilen einlud. Das Echo gab unser Gelächter wider und begleitete uns auf unserem Balanceakt.
Endlich erreichten wir den Grenzstein und wurden mit einem wunderbaren Blick auf den Geisspfadsee belohnt. Der See zog uns in seinen Bann und wir strebten leichten Fusses seinen Ufern zu. Andächtig liessen wir uns nieder, stärkten uns mit Speis und Trank, erzählten Anekdoten und liessen uns vom Zauber der Umgebung betören.
Doch alles Schöne hat ein Ende. Priska blies zum Aufbruch. Das Dörfchen Fäld im Binntal sollte noch vor Eindunkeln erreicht werden. Der Abstieg gestaltete sich abwechslungsreich – aber wie Philipp verlauten liess – technisch anspruchsvoll. Felsbrocken, Geröll und Baumwurzeln wollten überlistet sein, bevor wir staunend vor dem mystischen Mässersee stehenblieben. Doch die Zeit drängte. Das Taxi Fredy wartete und auf die gelungene Wanderung sollte noch das Glas erhoben werden. Im Eiltempo ging’s weiter über Stock und Stein an der Mineraliengrube vorbei schnurstracks auf die gemütliche Terrasse des Restaurants im Dörfchen Fäld.
Süsses, Saures und Flüssiges wurde bestellt und auf Priska, ihre treuen Helfer Edi und Alfons und die Mannschaft angestossen. Um 18.30 Uhr hatte uns Zermatt wieder. Drei aufs beste organisierte Wandertage, gespickt mit einmaligen Erlebnissen, in super Gesellschaft, neigten sich dem Ende zu.
Die Berichterstatterin schliesst mit einem herzlichen Dank an die Leitung und das tolle Team!