Tourenberichte 2019

Mauvoisin – Grosser Sankt Bernhard

16. - 19. September 2019

Leitung: Edi Biner

Bericht: Mirja Kronig

Teilnehmer: Heidi Perren, Mirja Kronig, Priska Thalmann, Kari Schmidhalter, Philipp Barman

 

1. Tag:  16. September

 

Um 8.00 Uhr morgens treffen sich fünf Zermatter SAC-Ler auf dem Taxistand, verstauen ihre Rucksäcke in Heidis Auto und vertrauen sich deren Fahrkünste an.

In schnittigem Tempo steuern wir Lourtier im Val de Bagnes an.

Nach einer kurzen Kaffeepause setzen wir unsere Reise im Taxi, das uns auf den Parkplatz beim Stausee Mauvoisin, zuhinderst im Val de Bagnes fährt, fort.

Von nun an geht’s bergauf! Ein schmaler Weg schraubt sich in angenehmer Steigung in die Höhe und führt uns über die Waldgrenze hinaus durch karg bewachsene Mulden und Hänge. Letzte Sommerblumen nicken uns zu, bevor wir uns steinigem Moränengelände nähern. Der Weg verliert sich in Felsbrocken und wir erreichen den Col des Otanes auf 2'846 Metern Höhe.

Wir prallen vor der Wucht des Grand Combin, der hier zum Greifen nahe scheint, zurück. Fast andächtig lassen wir uns nieder und durchsuchen die Rucksäcke nach Ess- und Trinkbarem. Unsere Blicke schweifen zum Grand Combin und folgen dem mächtigen Glacier de Corbassière, der sich tief unter uns ausdehnt und in der Weite verliert.

Wir packen unsere sieben Sachen und streben auf einem steilen, steinigen Weg der Cabane de Panossière auf 2'645 Metern Höhe zu. Hungrig stürzen wir uns auf die letzten Kuchenstücke und spülen sie mit Bier und Kaffee hinunter.

Nach dem Apéro serviert uns der etwas saisonmüde Hüttenwart ein vorzügliches Abendessen, nach dessen Genuss wir ins Land der Träume eintauchen.

 

2. Tag: 17. September

 

Bergspitzen erglühen im Licht der aufgehenden Sonne, deren Strahlen sich über wuchtige Wände und zerfurchte Grate ergiessen.

Bei kühlen Temperaturen marschieren wir um 8.00 Uhr los. Einem Moränenweg entlang nähern wir uns der imposanten Hängebrücke Passerelle de Corbassière,

welche den zurückweichenden Gletscher in einer Höhe von 70 Metern überspannt.

Das Gelände wird lieblicher. Schafe grüssen uns blökend und wir erreichen über La Maye eine zweite Hängebrücke, die uns über den Bach Dyure de Sery führt. Bald einmal rückt die Cabane de Brunet auf 2'103 Metern Höhe in Sichtweite. Von bequemen Liegestühlen aus bewundern wir das einmalige Panorama, erlaben uns an einem erfrischenden Getränk und lassen uns das Mittagessen munden.

Heidi verlässt uns und steigt 1000 Höhenmeter nach Lourtier ab. Wir andern nehmen den Weg zur Cabane de Mille auf 2'472 m in Angriff.

Der Herbst hat sich in den Heidelbeersträuchern versteckt und verzaubert uns mit seinen warmen Farben. Über die Hänge, die wir queren, hat er den roten Teppich ausgerollt. Die Farben verblassen, der Weg wird steiler und steiniger und unsere Blicke suchen den Horizont ab. Hoch oben flattert eine Fahne im Wind und weist uns den Weg zum Col de Mille.

Eine lange Wanderung liegt hinter uns und wir geniessen die letzten wärmenden Sonnenstrahlen auf der Terrasse der Cabane de Mille auf 2'472 m, bevor wir uns kulinarisch verwöhnen lassen und den Piz Matratz erklimmen.

 

3. Tag:  18. September

 

Flammende Morgenröte begrüsst uns. Edi meint: Morgenrot – Schlechtwetterbot.

Wir frühstücken um 7.00 Uhr und kehren der Hütte vor 8.00 Uhr den Rücken. Wir wollen nach Bourg-Saint-Pierre zum Fondueschmaus. Der schmale Weg quert karg bewachsene Hänge, gleitet in die Tiefe, fängt sich auf und windet sich wieder in die Höhe.

Weit unter uns dehnt sich die Talsohle aus. Wir nähern uns der Baumgrenze und erreichen über einen breiten, weichen Waldweg Bourg-Saint-Pierre. Im Restaurant Napoleon lassen wir uns das köstliche Fondue aus regionalem Käse munden.

Um 14.00 Uhr besteigen wir das Postauto, das uns zum Grossen Sankt Bernhard fährt. Wir checken im Hotel auf der Passhöhe ein. Priska, die den letzten Wandertag mit uns verbringen wird, gesellt sich zu uns.

Nach Apéro und Abendessen legen wir uns früh aufs Ohr.

 

4. Tag:  19. September

 

Vor uns liegt eine spektakuläre hochalpine Wanderung entlang der Grenze zwischen der Schweiz und Italien, mit Blick auf das Mont-Blanc-Massiv und die benachbarten Gipfel.

Wir starten um 8.15 Uhr und „erklimmen“ – stets den Grand Combin vor Augen – den Pas de Chevaux auf 2'714 m. Nach einem technisch anspruchsvollen Abstieg (Zitat Philipp), überqueren wir den Bach Torrent de Drône und wandern auf weiten Serpentinen, die in einen schmalen Pfad einmünden, entlang den Seen Petit Lé und Grand Lé, hoch zum Col du Bastillon (2’757m). Wir bewundern das einmalige Panorama. Das ursprüngliche Tal Ferret versteckt sich unter einer Nebeldecke und die drei klaren Bergseen – Lacs de Fenêtre – winken uns zu. Wir steigen zu ihren Ufern auf 2'500 m ab und gönnen uns eine kurze Ruhepause auf dem Wollgrasteppich.

Nun sind wir bereit für den Aufstieg zum Fenêtre de Ferret, wo wir die Grenze zu Italien passieren. Wie durch ein Fenster erblicken wir imposante Drei – und Viertausender und das historische Hospiz auf dem Grossen Sankt Bernhard.


Leichtfüssig steigen wir zu einer Alpe ab, bevor wir, einem alten Säumerweg folgend, wieder an Höhe gewinnen und nach fünfstündiger Wanderung an unsern Ausgangspunkt zurückkehren. Im Restaurant auf der Passhöhe geniessen wir ein vorzügliches Mittagessen, bevor wir uns mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Zermatt transportieren lassen.

 

Vier erlebnisreiche Tage in toller Gesellschaft neigen sich dem Ende zu. Um 19.50 Uhr hat Zermatt uns wieder.

 

Die Berichterstatterin dankt Edi Biner für die tadellose Organisation und allen Teilnehmern für die herzliche Kameradschaft.